Zwei Herzen in einer Brust
– oder wie verbinden wir Kostensteigerung und Lohnerhöhungen in schwierigen Zeiten.
Perspektivenwechsel
Der ORF kündigte sich am Vormittag kurzfristig zu einem Interviewtermin für die Abendsendung an. Inhalt des Interviews: Lohnsteigerung, Kostensteigerung und wie Bachmann damit umgeht.
Gabriel Schwanzer, Mitglied der Geschäftsleitung bei Bachmann, stellte sich der Fragestellung offen und führte die Komplexität der heutigen Situation aus.
„Auf der einen Seite haben wir die Mitarbeitenden, die sich mit immer höheren Lebenshaltungskosten konfrontiert sehen und diese auch bewältigen müssen, auf der anderen Seite haben wir exorbitant gestiegene Produktionskosten, die uns drohen am internationalen Markt die Wettbewerbsfähigkeit und somit die unternehmerische Existenzgrundlage zu entziehen – es ist ein Dilemma, in dem sich nicht nur Bachmann befindet, sondern eine Vielzahl der in Vorarlberg angesiedelten Unternehmen“, so Gabriel Schwanzer. „In unserer Unternehmerbrust schlagen zwei Herzen: wir fühlen uns mehr als nur verpflichtet für die Menschen bei Bachmann eine gute und sichere Einkommensquelle zu stellen und das Leben in Vorarlberg lebenswert zu erhalten. Um dies erreichen zu können, benötigen wir die Sicherung der Unternehmung Bachmann selbst – ohne gesunde Unternehmung, keine zukunftssichere Produktionsstätte – das ist Fakt“, erläutert Schwanzer weiter.
Im tieferen Gespräch zeigt sich auch, dass die Zukunft von uns allen keine Frage mehr von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite ist, dies ist nach Gabriel Schwanzer ein längst veraltetes und von den Kammern beider „Lager“ gerne hochgehaltenes Klassenbild. Es geht um ein gesundes Miteinander. Jedes moderne Unternehmen weiß heute mehr denn je um seinen wertvollsten Schatz – seine Mitarbeitenden. Sie sind der Motor für jede Unternehmung, die erfolgreich und zukunftssicher geführt werden möchte. Die Märkte, ob heimisch oder international, sind dabei das Spielfeld, auf dem man sich mit seiner Unternehmung befindet und es geht hierbei um gezieltes Bewegen und vorausschauendes Agieren. Ein noch so kleiner Fehler kann die Unternehmung gefährden oder gar zerstören. Also bleibt nur ein klares Miteinander, um diese Challenge zu meistern.
Die hohen Kostensteigerungen bei Bauteilen und Komponenten, der extreme Fachkräftemangel und die globale Logistiksituation stehen den horrend gestiegenen Wohn- und Energiekosten im Land gegenüber. Die Grundproblematik daran ist, dass sich die Kräfte auf unterschiedlichen Ebenen und Lebensräumen abspielen und keinen zwingend direkten Zusammenhang aufweisen. Die Folge daraus: Die Weiterreichung von Kostensteigerungen auf Kunden funktioniert im internationalen Geschäft nur insoweit, bis eine Nivellierung der erhöhten Bauteil- und Logistikkosten erreicht ist, also Kosten, die weltweit erhöht worden sind. Um nun auch der lokalen Preissteigerung entgegenzuwirken, benötigte es eine nochmalige Aufstockung der Verkaufspreise und damit würde man im internationalen Markt zu teuer. Man entzieht sich die Grundlage für seine Unternehmung.
Andere Produktionsländer, andere Sitten – auch in Fernost und in lohnschwachen Regionen verändern sich die Lebenshaltungskosten. Und müsste somit ebenfalls eine globale Preissteigerung zur Folge haben. Im Kern richtig gedacht, in der Praxis sieht es aber anders aus. In diesen Produktionsländern wird viel auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen und es werden häufig Qualität und umweltschonende Produktion vernachlässigt, infolge kommt der dortige lokale Preiseffekt erst nach mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten zum Tragen. Bis dahin wären wir nicht mehr wettbewerbsfähig und im schlechtesten Fall sogar untergegangen.
Auf das Miteinander wird es ankommen. Und damit ist nicht nur Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeint, sondern vordringlich auch die Politik. Es müssen sinnvolle Entlastungen her, die gewolltes und notwendiges Miteinander nicht torpedieren, sondern klar unterstützen. Ob im Wohnungsmarkt oder bei Energiekosten, ob im Steuerhaushalt oder bei Sozialleistungen – es gibt viele Bereiche, wo seit Jahren dringender Handlungsbedarf notwendig ist und man Angst hat, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Auch wir, wir alle, unabhängig ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, statt uns am Wohlstand vergangener Jahre zu orientieren und auf Positionen zu beharren. Nur gemeinsam werden wir diese herausfordernde Zeit sicher und zukunftsorientiert gestalten können.